Kirchhainer Anzeiger

Malen ohne Pinsel

Ausstellung von Klaus Straßheim in der Stadtverwaltung Kirchhain

Im Märchen kommt schon mal ein Geist aus der Flasche. Beim Maler Klaus Straßheim kommen fünf Farben heraus: Magenta, Ultramarin, Gelb, Rot, Cyan. Und dazu noch Weiß.

Auf einem Malergrund dann freigelassen - wie der Flaschengeist im Brüder Grimm Märchen - finden hier die Farben ihre Macht: Entfalten sich in der Fläche, vermischen sich zu andren Farbtönen. Schwarz ergibt sich aus Anteilen aller Farben.

Und die Farben im Zusammenspiel zeigen ihre Dynamik in neuer Stärke und Gemeinsamkeit. Übergänge und Abgrenzungen suchen ihr Spannungsfeld. Sie lassen sich einerseits isolieren zu Inseln, wirken aus sich heraus. Sind andererseits wichtige Elemente mit ihrem Beitrag zu einem Bildgeschehen. Letztendlich dann Ergebnis prozessorientierter Experimentierfreude und absichtsvoller Kontrolle. Quasi Hand in Hand mit dem Maler: Hier der Farbenreichtum in abstrakter Expression, dort die Gestaltungsabsicht des Malers, Hände und Wassersprüher als Gestaltungsmittel.

So beschreibt der Kirchhainer Maler Klaus Straßheim die Entstehung seiner Bilder, die seit kurzem im
     1. Stock des Verwaltungsgebäudes
     Am Markt 6/8
     35274 Kirchhain
während der Öffnungszeiten der Verwaltung zu sehen sind:
Montag         08:00–12:30
Dienstag        14:00–17:00
Mittwoch       08:00–12:30
Donnerstag   14:00–19:00
Freitag          08:00–12:30

Sie finden, das hört sich spannend an? Spannend ist auch, dass Straßheim seine Bilder ganz ohne Pinsel malt. Der direkte Eingriff soll es sein. Farbspuren und Bildmotive erfinden Neuland auf der Malplatte, wollen sichtbar werden, waren vorher nicht da und haben nirgends ein Vorbild. Beanspruchen keinen Vergleich, sie sind aus einer eigenen Welt entwickelt worden.

Neues im Bild überrascht im Farbklang und im Formenreichtum. Manchmal bleibt es jedoch im Ungefähren stecken. Was Bestand haben darf, entscheidet der Maler. Ein Zurück in die Flasche gibt es nicht. Das gelingt nur im Märchen….

Aber ein neuer Malgang ist möglich: Farbflächen werden ausgewaschen, ein anderer Malgestus wird versucht, dazu Akzen­tuierungen mit Aquarellstiften. Ein Gemälde entwickelt sich weiter in einem stetigen Prozess des Hinzufügens, des Auswaschens.

 

Wechselnde Bilderausstellungen geplant

Viele Monate konnten Besucherinnen und Besucher im Verwaltungsgebäude Bilder der verstorbenen Künstlerin Irmgard Bott vom Arbeitskreis Dörfliche Kultur sehen.

 

Seit einigen Tagen stellt nun Klaus Straßheim vom Kirchhainer Künstlerkreis seine Bilder aus. „Wir möchten in Zukunft Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Bilder im Verwaltungsgebäude auszustellen und somit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, erläutert Bürgermeister Olaf Hausmann bei einem gemeinsamen Termin mit dem Ehepaar Sigrid und Klaus Straßheim, der 2. Vorsitzenden des Kirchhainer Künstlerkreises Kornelia Rausch und dem Vereinsmitglied Carolin Euker. Die Vorsitzende des Vereins freut sich über das Angebot der Ausstellungsmöglichkeit: „Es ist immer wieder toll, wenn uns Ausstellungsmöglichkeiten gegeben werden und sich hierdurch vielleicht auch neue Interessierte und auch Mitglieder für unseren Verein finden“. 

Klaus Straßheim vor seinem Bild „Narrenkappe“
Klaus Straßheim vor seinem Bild „Narrenkappe“ (Foto: Stadt Kirchhain)

Klaus Straßheim beschreibt seine Vita wie folgt: 

Im Jahr 2020 bezog das Ehepaar Straßheim einen eigenen Neubau in Kirchhain nahe der Mühlenwohra. Ihr Haus in der Wetterau hatten sie verkauft, auch um altersgerechter zu wohnen. Die Nähe zur Familie unseres Sohnes zog sie nach Mittelhessen. Seit 20 Jahren im Ruhestand. Sind da nicht die inneren Bilder und der Elan zum Sichtbarmachen erschöpft? Die eigene Bildvorstellung und ein ungebrochener Gestaltungswille fordern nun nach langer Zeit wieder einen Weg zum Bild. Bislang zurückgedrängt durch die Voranstellung von Familie, Beruf, sozialem Engagement. Freiwillig ohne Murren.

Und seit 20 Jahren erfasst mich nun das Malen als Person. Eine Synthese von eigenständiger Planung sowie situativ angemessener Gestaltungsfreude könnte doch beim Malen gelingen. In meiner Berufstätigkeit als Kunstausbilder für Lehramtsreferendare in Frankfurt am Main waren diese Qualifikationen doch auch gefragt. Nur auf einer anderen Ebene. Beim Maler allerdings ohne Zeitraster und Zielvorgabe. Zum Beispiel frei in einem abstrakten Konstrukt mit poetisch expressiven Anreicherungen.

 

„Wir hoffen, dass wir hier und im örtlichen Künstlerkreis eine gesellschaftliche und künstlerische Anbindung finden können. Die Ausstellung jetzt im Verwaltungsgebäude der Stadt trägt möglicherweise dazu bei. Ein Anfang nach den langen Corona-Einschränkungen“, so ein glücklicher Klaus Straßheim bei dem Termin mit Bürgermeister Hausmann. 

Klaus Straßheim, Carolin Euker, Sigrid Straßheim, Kornelia Rausch und Bürgermeister Olaf Hausmann
Freuen sich über die Ausstellung im Verwaltungsgebäude (von links) Klaus Straßheim, Carolin Euker, Sigrid Straßheim, Kornelia Rausch und Bürgermeister Olaf Hausmann (Foto: Stadt Kirchhain)